Bienwerk
Manufaktur - Stadtimkerei
Köln
In seiner Stadtimkerei „Bienwerk“ in Köln stellt Frank Methien seit 2010 reinen und unbehandelten Blütenhonig her. Über die Faszination Bienen, wie er als Feuerwehrmann zur Imkerei gekommen ist und wieviel Arbeit in einem Glas Honig steckt – darüber haben wir uns mit dem Hobbyimker unterhalten. Schon gewusst, was Bienen im Winter machen? Kuscheln!


Interview mit Frank Methien
Was fasziniert Dich an Bienen?
Ich bin auf ein Zitat gestoßen, das die Sache ziemlich auf den Punkt bringt: „Das Winzige, eine schmale Pforte, eröffnet eine Welt“. Dieses Insekt erstaunt mich immer wieder neu und ich denke oft, die Zusammenhänge zwischen Natur, Insekt und Umwelt verstanden zu haben. Dann muss ich immer wieder feststellen, dass ich im Grunde nichts weiß. Und das mag ich. Es macht demütig, insbesondere, wenn man die Leistung der einzelnen Biene betrachtet: Sie ordnet sich der Gesamtheit unter, um als großer Organismus bestehen zu können (dem Bien).

Wie bist Du zur Imkerei gekommen? Machst Du das hauptberuflich?
Ich bin Feuerwehrmann in Köln und zur Imkerei bin ich zufällig gekommen. Der damalige Vorsitzende des hiesigen Imkervereins hat uns in der Feuerwehr besucht und sich dafür bedankt, dass wir in der Schwarmzeit die Imker unterstützen – sei es, ihnen eine Drehleiter für den Fang eines „Bienenschwarmes“ zu schicken oder den besorgten Bürger an einen Imker zu vermitteln. Meine ersten drei Völker standen somit auf dem Hof meiner Feuerwache.
Was ist das Schöne am Imkern?
Zu einem beruhigt es. Es ist ein wenig wie bei einer Lavalampe, wenn man mit Bienen arbeitet. Dabei muss ich stets über das Jahr die Natur beobachten. Ist es zu kalt, zu warm, gibt es ein ausreichendes Blütenangebot, wann blüht was und wie. Alles Dinge, die einem Städter oft abhanden kommen.
Damit ist es aber dann nicht getan: Ich stelle ein Lebensmittel als Urprodukt her, das ich – wenn man mag (und ich mag) – vertrieben werden muss. Somit bin ich Landwirt, Produzent, Gestalter, Vertriebler und Lieferant in einem.
Wie viele Völker hast Du und wo stehen Deine Bienenkörbe?
Es gibt zwar noch Imker, die mit „Körben“ arbeiten, aber die meisten haben Magazinbeuten.
Meine sind im Maß „Dadant“ und ich habe zur Zeit 18 Völker. Einige stehen bei mir im Schrebergarten, einige in einem Kloster und ein „Show-Volk“ im Außenbereich eines Cafes. Dort können die Gäste den Bienen bei der Arbeit zuschauen und mich dabei beobachten, wenn ich an ihnen rumschraube.


Finden das alle Nachbarn gut?
Jap. Damit habe ich mittlerweile keine Probleme mehr.
Ist es in der Stadt nicht schwierig für Bienen, Nahrung zu finden – im Gegensatz zum Land?
Ganz und gar nicht. Unsere Natur ist schon sehr „menschgemacht“ und auf dem Land haben die Honigbienen oft mit Monokulturen und Pestiziden zu kämpfen.
In der Stadt ist das Nahrungsangebot oft vielfältiger und es werden kaum Pestizide ausgebracht.
Wieviel Arbeit steckt in einem Glas Honig?
Für die Produktion von einem Kilogramm Honig muss die Biene etwa drei Kilogramm Nektar sammeln. Das entspricht 6. 000 Honigblasenfüllungen. Um die Honigblase einmal zu füllen, muss die Biene etwa 15 bis 100 Blüten (je nach Blütenart) besuchen. Ein Kilogramm Honig entspricht damit etwa 900.000 bis sechs Millionen Blütenbesuchen.
Und wie viele Gläser gewinnst Du im Jahr?
Abhängig vom Wetter, der Natur, der Bienengesundheit und der Leistung der Königin so etwa 25 bis 40 Kilogramm je Volk. Je nach Standort können es über das Jahr auch schon mal 100 Kilo sein. Das habe ich mit meinen Völkern aber noch nie hinbekommen.
Welche Aromen finden sich in Deinem Honig wieder? Ist der Geschmack immer gleich?
Unterschiedlich und unter Umständen von Volk zu Volk verschieden – sogar, wenn sie nebeneinander stehen. Im Frühjahr ist der Honig süßer, das Angebot ist reichlicher und die Bienen bevorzugen dann den süßeren Nektar. Im Sommer, wenn weniger blüht und sie nicht so wählerisch sein können, ist der Honig oft würziger.
Meinst Du, Deine Bienen haben einen persönlichen Bezug zu Dir?
Ich rede ab und an mit ihnen, fluche, lobe und schimpfe, aber ich bekomme nie eine Antwort 😉
Was passiert im Winter?
Sie kuscheln sich durch den Winter. Sie sind einige der wenigen staatenbildenden Insekten, die überwintern und sind dabei durch Muskelkontraktion in der Lage, Wärme zu erzeugen. Und das machen die den kompletten Winter.
Seit Jahren sinkt die Zahl der Bienenvölker in Deutschland. Was können wir tun, um den Bienen zu helfen?
Das Problem der „Honigbienen“ ist, dass sie seit Dekaden durch Zucht in die Abhängigkeit des Menschen geraten sind. Im Prinzip ist die Honigbiene zu vergleichen mit einer Milchkuh oder einer Legehenne. Da ist wenig „Wildes“ mehr dabei. Was allen Bienen zu schaffen macht, sind die Monokulturen und Pestizide. Und es gibt etliche weitere Gründe! Unterm Strich kann man sagen, dass es der Honigbiene jetzt nicht so schlecht geht und eher die Wildbiene – etwa 550 Arten in Deutschland – um ihre Existenz kämpfen muss. Darauf sollte mehr der Fokus gelegt werden.
Und last but not least: Wirst Du oft gestochen?
Gehört dazu und passiert nicht mehr ganz so oft wie am Anfang.
